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Impulsvorträge
SAG WAS
Studentische AusbildunG und berufliche Weiterbildung
in Agiler Softwareentwicklung
Workshop während der GI-Jahrestagung am 19. September 2013
SAG WAS dazu, welche agilen Praktiken in der beruflichen Weiterbildung wie vermittelt werden.
Melanie Wohnert, the coaches GPR, München: "Let's go agile" – Wer weiß wie und woher?
Dieser Impulsvortrag gibt einen Überblick darüber, welche agilen Praktiken in der beruflichen Weiterbildung wie vermittelt werden. Ich zeige zunächst die Vielfalt der aktuellen Weiterbildungs-möglichkeiten zu agilen Praktiken auf: von Trainings mit festem Lehrplan und Zertifizierung über freie Abendveranstaltungen mit Networking-Charakter, bis hin zu Konferenzen, Büchern und Online-Blogs.
Im zweiten Schritt widme ich mich den Zielgruppen der verschiedenen Veranstaltungen und Medien.
Im dritten Schritt gehe ich auf die Techniken der Wissensvermittlung ein. Insbesondere setzen viele der Trainings die agilen Methoden direkt innerhalb des Trainings ein.
Zuletzt vergleiche ich die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten und gebe Anstöße zum Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden:
1. Wie wichtig sind in Ihrem Unternehmen Zertifizierungen in der agilen Softwareentwicklung?
2.
Was sagt Ihre Erfahrung: Training oder Learning by Doing? Welche Weiterbildungsmaßnahmen für agile Softwareentwicklung werden in Ihrem Unternehmen angeboten?
3.
Können freie Veranstaltungen wie "Agile Mondays / Tuesdays" und "Scrumtische" teuere kommerzielle Trainings ersetzen? Nehmen Sie regelmäßig teil?
4.
Bilden Sie sich selbständig zu agilen Vorgehensweisen weiter? Nutzen Sie hierzu Bücher, Wikipedia, Google und/oder YouTube?
Ich freue mich auf Ihre Meinung und einen spannenden Erfahrungsaustausch.
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Zur Person: Melanie Wohnert ist Geschäftsführerin von the coaches GbR in München. Als Trainerin und Coach begleitet sie Projekte u.a. in den Umstellungsprozessen von traditionellen zu agilen Vorgehensmodellen. melanie.wohnert 'at' the-coaches.de
Jörn Koch und Heinz Züllighoven, C1 WPS, Hamburg: Learning by Doing – Agilität im Job vermitteln
Agilität ist eine risikoarme und zielorientierte Vorgehensweise, die sich in vielen Unternehmen bewährt hat. Wir berichten über unsere Erfahrungen, wie schrittweise eine agile Unternehmenskultur aufgebaut werden kann.
Eine wesentliche Einsicht ist, dass gelebte Agilität nicht “von oben“ verordnet werden kann; aber auch „bottom up“ sind unterschiedliche Ansätze gerechtfertigt. In welcher Form auch immer, Agilität, das sind keine mysteriösen Praktiken! Agilität passiert und funktioniert in einem sehr gewöhnlichen Kontext und erlaubt mit seinen Denkweisen und Techniken, sich in alltäglichen, d.h. nicht vollständig beherrschbaren Kontexten möglichst intelligent zu verhalten.
Eine "Lokalisierung" des agilen Vorgehens ist aber aus unserer Erfahrung immer notwendig, um dem jeweiligen Einsatzkontext gerecht zu werden und Agilität jenseits der agilen Grundlagen gewinnbringend nutzen zu können.
Der wichtigste Schritt ist ein realistisches Pilotprojekt, das "echt" sein muss, um die Vor- und (vermeintlichen) Nachteile von Agilität erfahren und abwägen zu können. Dabei geht es nicht nur um die bekannten agilen Techniken für die Entwickler. Genau so wichtig ist für die Fachseite, die Anforderungen in Ausbaustufen zu erarbeiten: Was soll konkret im nächsten Sprint umgesetzt werden? Vielfach unterschätzt wird u.E. das agile Management: Wie soll über den Prozess und den Projektfortschritt regelmäßig berichtet werden und wie genau lassen sich solche Projekte planen?
Wir sehen unterschiedliche „Entwicklungsstufen“ für Agilität im Unternehmen:
Dabei kann das Team zunächst agil „inspiriert" anfangen, dann iterativ-inkrementell werden, um schließlich das volle Spektrum der agilen Möglichkeiten zu nutzen.
Höhere Prozess- und Produktqualität sind für uns wesentliche Ziele für den Einsatz agiler Methoden. Dabei empfehlen wir als Steuerungsmechanismus den Einsatz von Quality Gates.
Der Impulsvortrag stellt diese Erfahrungen und Empfehlungen anhand konkreter Beispiele aus unterschiedlichen Unternehmen zur Diskussion.
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Zu den Personen: Dipl.-Inform. Jörn Koch ist Senior Software-Architekt bei der C1 WPS GmbH. Er studierte Informatik an den Universitäten Ulm und Hamburg und entwickelt seit 20 Jahren professionell Software, derzeit mit dem Schwerpunkt Rich Internet Applications und mobile Geräte. Seit 2001 coacht er agile Projekte in arbeitsteiligen Unternehmenskontexten und besitzt langjährige Erfahrung in der Einführung und im "Tuning" agiler Prozesse. Weitere Schwerpunkte von Jörn Koch sind die Anforderungsanalyse in agilen Projekten, agile Architekturen, sowie Entwurf und Analyse objektorientierter Systeme.
Prof. Dr.-Ing. Heinz Züllighoven studierte Elektrotechnik an der RWTH Aachen, danach Germanistik und Mathematik an der Universität Bonn. Seit 1991 ist er Professur für Softwaretechnik an der Universität Hamburg und seit 1999 einer der Geschäftsführer der C1 WPS GmbH. In industriellen Kooperationsprojekten konzipierte und erprobte er den Werkzeug & Material-Ansatz. Seit vielen Jahren befasst sich Heinz Züllighoven mit der Theorie und Praxis evolutionärer und zyklisch inkrementeller Vorgehensmodelle.
SAG WAS dazu, welche agilen Praktiken in der studentischen Ausbildung wie vermittelt werden.
Wolfgang Reinhardt, Uni Paderborn: Studentische Softwareentwicklung – Warum es keine Alternative zu agilen Methoden gibt.
Das Erlernen wie man komplexe Informatiksysteme plant, entwirft und schließlich in einem Team entwickelt gehört zu den wesentlichen Inhalten des Informatikstudiums. In traditionellen Vorlesungen erwerben Studenten das Rüstzeug, um später im Studium echte Aufgaben in realitätsnahen Projekten zu lösen und dabei Erfahrungen für ihr späteres Arbeitsleben zu sammeln. In kleinen bis mittleren Softwareentwicklungsprojekten sowie in studentischen Abschlussarbeiten ist es dann die Aufgabe das bisher Erlernte in die Umsetzung eines Softwaresystems umzusetzen und die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis hautnah zu erleben. Die studentischen Softwareprojekte, die unter meiner Leitung an der Fachgruppe Didaktik der Informatik an der Universität Paderborn durchgeführt wurden bedienten sich stets agiler Praktiken und wurden auf die Spezifika studentischer Entwickler angepasst.
In meinem Impulsvortrag beschreibe ich das allgemeine Vorgehen in unseren Softwareentwicklungsprojekten und erläutere, wie auch in Abschlussarbeiten agil entwickelt werden kann. Meine Ausführungen unterstütze ich anhand praktischer Beispiele. Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustausch und eine lebendige Diskussion.
Zur Person: Dr. Wolfgang Reinhardt war bis 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrstuhl Didaktik der Informatik an der Universität Paderborn tätig. Dort betreute er zahlreiche studentische Softwareentwicklungsprojekte und Abschlussarbeiten, welche in den meisten Fällen unter Einsatz einer agiler Entwicklungsmethodik durchgeführt wurden. Seit 2013 ist Herr Dr. Reinhardt als Projektleiter für die WALLMEDIEN AG und zudem als Berater und Entwickler in seiner eigenen Firma tätig.
Gero Wedemann, Fachhochschule Stralsund: Scrum Essentials in der Lehre
Die Entwicklung von tatsächlich einsetzbarer Software unterscheidet sich deutlich von der Programmierung von Prototypen und ist deswegen eine wichtige Lernerfahrung für Informatikstudenten, die sie auf die berufliche Praxis vorbereitet. Seit zehn Jahren experimentiere ich mit meinen Mitarbeitern an der FH Stralsund mit Scrum in der Lehrveranstaltung Softwareprojektorganisation. In den letzten Jahren ist es uns nun gelungen, dass alle Teams Software entwickelten, die wir tatsächlich einsetzen. Der Schlüssel waren vor allem mehrere Sprints, User Stories statt Use Cases, Schätzung in Story Points anstatt idealen Stunden, Verzicht auf Restaufwandschätzungen in Personenstunden, die tatsächliche Rollenbesetzung von Scrum Master, Product Owner und Architekt, und ein interessantes Projekt, in dem die Studenten auch eigene Ideen einbringen können. Was organisatorisch und in der Gruppe passiert reflektieren wir mit den Studenten regelmäßig, so dass nicht nur getan wird sondern auch die Hintergründe des Erlebten von den Studenten verstanden und gelernt werden. Im Impulsvortrag werde ich einzelne Praktiken und deren Auswirkung vorstellen.
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Zur Person: Prof. Dr. Gero Wedemann erprobte 2001/2002 Scrum als Projektleiter bei T-Systems. Er ist seit 2002 Professor für System Engineering und Informationsmanagement an der FH Stralsund. Die Schwerpunkte seiner Lehre liegen auf Software Engineering, insbesondere Modellierung in Analyse und Entwurf, sowie agiler Projektorganisation. In der Forschung entwickelt seine Arbeitsgruppe Software zur Simulation biologischer und medizinischer Fragestellungen.
Janet Siegmund, Universität Magdeburg: Agile Methoden im Softwareprojekt
Agile Methoden setzen sich sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis mehr und mehr durch und werden auch in den universitären Lehrplan aufgenommen. Allerdings reicht ein theoretischer Charakter der Ausbildung nicht aus, um agile Methoden wirklich zu lernen und zu erfahren. Im praktischen Softwareprojekt lernen Studierende, das theoretische Wissen anzuwenden und können erste praktische Erfahrung damit sammeln.
Um den Nutzen des Softwareprojekts zu erhöhen, wird es als Blockveranstaltung über einen Zeitraum von 3 Wochen während der vorlesungsfreien Zeit durchgeführt. Diese Idee entstand auf Grund von Diskussionen mit Elmar Jürgens (TU München), Sandro Schulze (TU Braunschweig) und Thomas Thüm (Uni Magdeburg). Im Vortrag wird es um Erfahrungen des Softwareprojekts als Blockveranstaltung und dem Einsatz von agilen Methoden gehen. Dabei wird besonders auf Rückmeldung durch Studierende eingegangen sowie auf den erhöhten Nutzen für die Projektbetreuer.
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Zur Person: Janet Siegmund hat Psychologie sowie Informatik an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg studiert. Beide Fächer schloss sie jeweils mit einem Diplom ab. Danach arbeitete sie an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Informatik: Sie untersuchte, wie Programmverständnis gemessen und verbessert werden kann. Ihre Promotion darüber schloss sie 2012 ab. Derzeit verwaltet sie den Lehrstuhl Software Engineering an der Universität Magdeburg, wobei sie unter anderem die Vorlesung Software Engineering hält und studentische Abschlussarbeiten und Projekte betreut.
SAG WAS dazu, warum auf agile Praktiken gewechselt wurde, welche in der Firma eingesetzt und wie die Praktiken an die Mitarbeiter vermittelt werden.
Hannes Karey, Roche Diagnostics GmbH, Mannheim: Agil zu sein bedeutet ...
Agil zu sein bedeutet, flexibel und dennoch über einen langen Zeitaum verläßlich und gleichzeitig schnell zu sein. In der Realität werde Agile-Einführungen diesen Versprechen jedoch oft nur teilweise gerecht.
Anfangs werden enorme Erfolge erzielt. Sieht man sich jedoch dieselben Einführungen eine Weile später nochmals an, so stellt man dabei fest, daß eingegangene Committments dann doch nicht mehr ganz so zuverlässig eingehalten werden und außerdem die Umsetzungsgeschwindigkeit wieder gefallen ist.
Zwar befindet man sich nun auf einem wesentlich höheren Niveau als vorher, doch sind die Probleme prinzipiell dieselben wie vor der Agile-Einführung.
Woran liegt es nun also, daß die mit Agile bezweckten Ziele zwar kurzfristig, oft aber nicht langfristig oder nachhaltig erreicht werden?
Nach unseren Erfahrungen spaltet sich die Einführung von Agile in zwei große Bereiche auf. Der leichter verständliche und schneller umzusetzende Bereich ist es, IT-Projekte anders zu managen. Backlogs, Burndown-Charts und Standup-Meetings sorgen dabei für einen initialen Ruck durch die Organisation. Dieser Ruck verpufft aber recht schnell, wenn er nicht Hand in Hand mit einer Verbesserung der täglich angewendeten Entwicklungspraktiken geht.
Die Verbesserung der Entwicklungspraktiken ist jedoch der wesentlich schwierigere, dafür aber langfristig erfolgreichere der beiden Bereiche. Dies gilt umso mehr, wenn man das agile Projekt nicht auf der grünen Wiese beginnen kann, sondern mit Legacy-Code im Gegenwert von vielen Personenjahren konfrontiert ist. Erst Praktiken wie Test-Driven-Development, gnadenloses Refactoring und kontinuierliche Integration sorgen dafür, daß aus dem oben beschriebenen Ruck eine nachhaltige Verbesserung wird.
Wir haben unsere agile Reise mit dem Ziel Scrum begonnen. Inzwischen befinden wir uns aber eher in der Nähe des Software-Kanbans. Warum wir die Reise überhaupt begonnen haben und welche Detailerfahrungen uns zu den oben beschriebenen Erkenntnissen geführt haben, ist der Inhalt dieses Impulsvortrags.
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Zur Person: Nach dem Studium der Technomathematik an der Universität Karlsruhe arbeitete Hannes Karey zunächst mehrere Jahre im internationalen IT-Consulting. Mit dem neuen Millennium trat er Roche Diagnostics als Projektleiter in der globalen Informatik bei. Hier führte er sehr erfolgreich Entwicklungs-, Implementierungs- und Rolloutprojekte in den Bereichen operatives CRM, Data Warehouse, und Social-Media. Hannes Karey kennt Scrum aus der Sicht aller beteiligten Rollen und ist überhaupt ein überzeugter Verfechter der Software-Craftsmenship-Bewegung.
hannes.karey 'at' roche.com
Richard Seidl, getemed GmbH: Unser Weg zur agilen Entwicklung - Eine Retrospektive
Vor zwei Jahren begann für die beiden größten Entwicklungsprojekte der GETEMED AG der Übergang von einem klassischen zu einem agilen Entwicklungsvorgehen. Eine große Herausforderung, denn ein effizienter, agiler Entwicklungsprozess in der Medizintechnik muss sowohl die geforderten Regulatorien erfüllen, aber auch - und das ist genauso wichtig - den Entwicklern und Testern die Freiheit geben ihren Job zu machen: ein Produkt zu entwickeln, das höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird und den Anwendern einen großen Nutzen bringt.
Während der Umstellung stießen wir immer wieder auf neue Situationen: "traditionelle" Entwickler und Tester, die ihre Arbeitsweise nicht mehr ändern mochten; neue Entwicklungsteams; neue Technologien; wenig Erfahrung und hohe Erwartungen. So stellte sich bald die Erkenntnis ein: Es geht hier nicht um einen neuen Prozess, sondern um einen Kulturwandel in den Entwicklungsteams und im Unternehmen.
Dieser Vortrag beschreibt einige unsere größten Probleme, Fehler und Erfolgsfaktoren bei der Einführung eines agilen Entwicklungs- und Testvorgehens. Zudem wird gezeigt, welche agilen Praktiken uns am meisten geholfen haben die Entwicklung effizient und nutzbringend zu gestalten.
Zur Person: Richard Seidl leitet den Bereich Verifizierung, Validierung & Test bei GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG. Er organisiert die Firm-, Hard- und Softwaretests und ist zudem für die Konzeption und Einführung der agilen Entwicklungs- und Testprozesse im Unternehmen verantwortlich. Als Autor und Mitautor hat er verschiedene Fachbücher und Artikel veröffentlicht, unter anderem "Der Systemtest - Von den Anforderungen zum Qualitätsnachweis" (2008), "Der Integrationstest - Von Entwurf und Architektur zur Komponenten- und Systemintegration" (2012) und "Basiswissen Testautomatisierung" (2012).
seidl 'at' getemed.de




