Dieses kleine Tutorial zum Schreiben von Entwurfsarbeiten, Praktikumsberichten oder anderen Textes in meinen Veranstaltungen habe ich verfasst, damit klar wird, was von Ihnen bei Ausarbeitungen erwartet wird. Ein netter Nebeneffekt ist, dass Sie durch diese Anleitung (hoffentlich) einen Einstieg in das Verfassen von Texten, egal ob kurz oder lang, erhalten.
Wie schreibe ich einen verständlichen Text
Sachtexte werden in der Regel geschrieben um Informationen weiterzugeben. Damit diese Informationen auch bei den Empfängern ankommen, ist es hilfreich, wenn die Texte für die Empfänger verständlich geschrieben sind. Schreiben Sie deshalb Ihre Texte für eine definierte Zielgruppe. Machen Sie sich deutlich, dass Sie beim Schreiben zwar wissen welcher Inhalt beschrieben wird, Ihre Leser:innen dieses Wissen allerdings noch nicht haben. Insbesondere sollten Sie klar kommunizieren, welche Annahmen über das Vorwissen der Empfänger Sie getroffen haben. Ein guter Text funktioniert dabei wie ein guter Witz, er muss so formuliert sein, dass er ohne Kenntnis der Pointe verständlich ist.
Wesentlich für die Lesbarkeit und Verständlichkeit eines Textes ist die Struktur des Textes. Eine verbreitete Struktur für einen Text unterteilt jeden Text, Abschnitt und Absatz in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss.
Eine Einleitung stellt das Ziel und den Kontext des folgenden Textteils dar. Aus einer Einleitung wird ersichtlich welche Informationen im folgenden Textteil zu erwarten sind. Stellen Sie sich beim Schreiben vor, dass Ihre Leser:innen aus der Einleitung schnell entscheiden können, ob Sie den Hauptteil überhaupt lesen müssen. Dadurch ermöglichen Sie es Ihren Leser:innen die bekannten Teile des Textes zu überspringen oder auch sehr schnell einen Überblick über den Inhalt des gesamten Textes zu erlangen. Eine gute Einleitung bildet so den Ausgangspunkt für die komplexere und detaillierte Information des Hauptteils.
Im Hauptteil entwickeln oder begründen sie inkrementiell die Information eines Textteils. Dabei sollten die einzelnen Teile so aufgebaut sein, dass sie schlüssig aufeinander aufbauen. Eine gute Methode diese Abfolge zu entwickeln ist das erstellen einer Stichpunktliste, die sie dann in einen Text ausformulieren. Wenn Sie dabei feststellen, dass sich einer Ihrer Stichpunkte nicht durch einen Satz oder Absatz ausreichend behandeln lässt, ist dies ein Indikator für einen eigenen Absatz oder Abschnitt, je nachdem, ob Sie gerade Stichpunkte für einen Absatz, Abschnitt oder den gesamten Text formulieren. Die Argumente des Hauptteils müssen jeweils entweder durch Quellen belegt sein, oder in sich schlüssig das Argument des Textteils stützen.
Im Schluss werden die Aussagen des Hauptteils noch einmal prägnant und kurz zusammengefasst und die Überleitung auf die nächsten Textteile gegeben. Eine Überleitung sollte dabei die noch offenen Fragen aufgreifen und Erläutern wie oder ob diese im folgenden weiter geklärt werden. Ein guter Schluss festigt die Hauptaussage und verweist auf die nächsten Lesestellen.
Diese Struktur aus Einleitung-Hauptteil-Schluss wenden Sie auf jeden Textteil an. Für den gesamten Text erstellen Sie eine Hierarchie von Abschnitten und Unterabschnitten. Jeden Abschnitt unterteilen Sie so in Absätze und selbst innerhalb eines Absatzes strukturieren Sie derart die einzelnen Sätze. Dadurch ist es für Ihre Leser:innen möglich an jeder Stelle zu wissen mit welchem Ziel sie den jeweiligen Abschnitt oder Absatz lesen, das Verständnis des vorherigen Textteils zu sicherzustellen und den Inhalt effektiv und effizient aufzunehmen.
Struktur
- Einleitung — Hauptteil — Schluss (siehe oben)
- Keine Überschriften ohne Text dazwischen, denn jeder Abschnitt verdient eine Einleitung.
- Abkürzungen müssen zumindest einmal in jedem Kapitel ausgeschrieben werden, bevor sie benutzt werden können.
- Aufzählungen sollten einen Abschnitt weder beginnen, noch beenden.
Layout
Nutzen Sie die für Ausarbeitungen in meinen Kursen die Vorlage (Version 2021-12-16), dann haben Sie auch keine Probleme mit:
- Formatierung von Überschriften, Literaturverweisen und ähnlichem.
- Seitenzahlen
- Vermeiden Sie Screenshots so weit möglich
- Für Shell-Interaktionen und Programme gibt es spezielle LaTeX-Umgebungen, z.B. verbatim
Rechtschreibung
Auch wenn der Inhalt eines Textes exzellent sein mag, es werden Missverständnisse vermieden, wenn Sie sich an die übliche Schreibweise von Wörtern und Zeichensetzung halten. Das folgende Beispiel spitzt das Problem verständlich zu:
“Komm Oma, essen.” oder “Komm, Oma essen.”
Deshalb:
- Verwenden Sie eine Rechtschreibprüfung!
- Damit fangen Sie wenigstens die groben Rechtschreibfehler ab.
- Lassen Sie jeden Text zumindest einmal von Muttersprachlern durchlesen um die gravierendsten Fehltritte zu vermeiden.
- Wenn Sie sich bei Fachberiffen und Übersetzungen nicht sicher sind, dann fragen Sie Kommilitonen, Lehrkräfte oder andere Personen.
- Heben Sie Begriffe in Fremdsprachen gesondert hervor, z.B. indem, Sie diese kursiv setzen. (In Lateχ mit dem Kommando “emph”.)
Literaturverweise, Zitierstellen
Wir verwenden den IEEE-Zitierstil, weil er in der Informatik am gebräuchlichsten ist. Persönlich erlaube ich in meinen Arbeiten auch den Harvard-Stil, weil ich es dabei leichter finde die zitierten Arbeiten direkt im Text wieder zu erkennen.
Dabei erfolgt die Anbringung des Quellenverweisen so, dass ersichtlich ist, welche Aussage aus der Quelle entnommen wurde. Das heißt, eine Markierung kann an einer von drei Stellen angebracht werden:
- Sie steht im Satz, nach dem entnommenen Begriff oder der Aussage, wenn im Satz noch eigene Aussagen oder Folgerungen enthalten sind.
- Sie steht vor dem Satzendezeichen oder
- am Absatzende in welchen die Aussage der referenzierten Quelle genutzt wird.
Wörtliche Zitate aus Quellen sind unbedingt mit Anführungszeichen kenntlich zu machen.
Die Plagiatsdebatte ist jetzt schon so lange auch Teil der Tagespresse, dass es keine Ausreden für fehlende oder falsche Zitierweisen gibt.
Checkliste
- Zielpublikum des Textes ist klar kommuniziert?
- Ziel des Textes ist klar formuliert?
- Hinweise in diesem Artikel sind verstanden.
- Abbildungen müssen im Text benutzt und damit auch referenziert werden. Eine Abbildung ohne Erläuterung im Text ist unnötig.
- Jede Aussage ist entweder im Text hergeleitet, oder mit einer Quelle versehen. Im Zweifel jeden Satz separat anschauen und hinterfragen ob dies stimmt.
- Die jeweiligen Quellen belegen tatsächlich die Aussage?
- Eigennamen, technische Artefakte (Dateinamen) sind hervorgehoben.
Technische Artefakte z.B. mittels
verb
, sonstige Hervorhebungen mittelsemph
.
Sonstige Hinweise
- Überschriften enden in der Regel nicht mit Satzzeichen. Ausnahme: gelegentlich kann ein Titel als Frage formuliert sein.
- “We’re all scientists, we all write in Teχ!” (Auf einer
Microsoft-Konferenz, Dresden)
- Gute Textsatzsysteme mit sinnvoller Trennung von Layout und Inhalt machen Ihnen das Leben leichter.
- Ich kann und werde Ihnen keine Unterstützung zum Schreiben von Texten in irgendwelchen Office-Anwendungen geben.
- Ich verwende ein allgemeines Bewertungsschema um die Bewertung von Ausarbeitungen transparenter und objektiver zu machen.